Translater:
Manfred Julius Müller:
Was versteht man unter Neoliberalismus?
Kaum
ein Begriff wird so kontrovers und so leidenschaftlich diskutiert wie
der des Neoliberalismus. Das liegt zum einen an der
widersprüchlichen Definition des Wortes Neoliberalismus, zum
anderen aber auch an der völlig unterschiedlichen Auffassung
über Sinn und Nutzen der neoliberalen Lehre.
Ursprünglich verstand man unter "Neoliberalismus" einen
Mittelweg zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Die
Wortschöpfung entstand zwischen 1930 und 1940 und sollte den
Kontrast zum Liberalismus des 19. Jahrhunderts verdeutlichen. Beim
Liberalismus vertraute man allein auf die Kräfte des Marktes und
verzichtete auf staatliche Eingriffe in die Wirtschaftssteuerung.
In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erkannte man aber, dass
der
Liberalismus,
also ein völlig freier Markt ohne staatliche Einmischung,
zwangsläufig zur Monopolisierung führen muss. Wobei dann
von einer Marktwirtschaft kaum noch die Rede sein kann.
Aber die Definition des Wortes Neoliberalismus hat sich im Laufe der Zeit nun einmal umgekehrt, und dies sollte man akzeptieren. Die ursprünglich positive Ausrichtung des Neoliberalismus, nämlich den unmenschlichen Wirtschaftsliberalismus des 19. Jahrhunderts zu entschärfen, ist nicht mehr gegeben. Heute versteht man den Neoliberalismus als Rückbesinnung auf den alten Liberalismus (Raubtierkapitalismus). Neoliberal steht als Abwendung von der sozialen Marktwirtschaft. Der Staat gibt dem Kapital wieder die Zügel in die Hand, er fördert damit den Lohnabbau und die drastische Zunahme der prekären Arbeitsverhältnisse und Arbeitslosenzahlen.
Er erreicht sein Ziel hauptsächlich durch eine einzige Maßnahme: den Verzicht auf den Selbstschutz der heimischen Wirtschaft. Die einheimischen Produzenten werden gezwungen, mit allen Billiglohnländern dieser Erde in einen offenen Vergleich, einen gnadenlosen Wettstreit zu treten. Bewirkt wurde dies ganz einfach durch den Abbau der Zölle. Denn werden bei der Einfuhr Zölle erhoben, lohnt sich eine Auslagerung des Betriebes ins billige Ausland meistens nicht. Was hätte AEG davon, im Billiglohnland Polen bei der Produktion einer Waschmaschine 80 Euro einzusparen, wenn bei der Einfuhr des Gerätes der Staat einen Zoll von 100 Euro erheben würde?
Der
von nimmersatten Kapitalisten so vehement bekämpfte Zoll
verhindert also, dass die einheimische Bevölkerung sich langsam
aber sicher den Verhältnissen der Billiglohnländer anpassen
muss. Der Zoll würde gleichfalls verhindern, dass das
Großkapital den Staat erpressen kann (heute muss der Staat die
Konzerne mit allerlei Abartigkeiten
von Subventionen und Steuergeschenken bei
Laune halten).
Die Kapitalisten versuchen natürlich mit allen Mitteln (auch
über die ihnen angeschlossenen Wirtschaftsinstitute
und
Medien),
den Zoll zu dämonisieren und malen sogleich das Gespenst der
Abschottung
an die Wand. Doch diese Verunglimpfung entstellt die Realität.
Es hat über Jahrtausende trotz vieler Zölle immer auch
einen regen Welthandel gegeben.
Bei den Zöllen geht es also nicht darum, Importe zu verhindern, sondern darum, Chancengleichheit herzustellen. Der heimische Produzent soll und muss mit dem Weltangebot konkurrieren (um innovativ und leistungsfähig zu bleiben). Aber er darf nicht allein wegen der riesigen Lohnunterschiede in den Konkurs oder zur Aufgabe getrieben werden! Heute müssen oft modernste Fabriken in Deutschland abgebaut werden, obwohl deren Produkte besser sind als die der Weltkonkurrenz und obwohl die Herstellung hierzulande wesentlich humaner und umweltfreundlicher abläuft.
Fassen wir zusammen: Heute bedeutet der Neoliberalismus die Abkehr von der sozialen Marktwirtschaft und die Renaissance der Liberalismus-Theorien des 19. Jahrhunderts. Erreicht wurde dieser wirtschaftspolitische Umbruch durch eine einzige Maßnahme: dem Abbau der Zollgrenzen.
In meinen Buch "Die Wandlung Deutschlands nach der Corona-Krise" beschreibe ich, wie die Menschheit sich gegen den neoliberalen Zeitgeist wehren und sich von den globalen Fesseln befreien könnte. Der Leser wird schnell die weltwirtschaftlichen Zusammenhänge (und ihre Grundprinzipien) durchschauen und sehen, wie relativ einfach die großen Probleme unserer Zeit gemeistert werden könnten. Drohende Banken- und Staatspleiten, sinkende Realeinkommen und Massenarbeitslosigkeit dürfte es nicht geben, wenn nur die Gesetze der Logik und Vernunft sich gegen die Interessen der weitgehend anonymen Kapitallobby durchsetzen könnten. Der technologische Fortschritt sollte und müsste unsere Lebensqualität permanent verbessern - wegen politischer Fehlentscheidungen geschieht aber seit ca. 1980 genau das Gegenteil.
PS:
Ein völlig überfrachteter Begriff und ablenkende Propaganda
Die
Anhänger des totalen Freihandels haben es immer noch nicht
aufgegeben, den Begriff Neoliberalismus zu verklären und in ein
glänzendes Licht zu tauchen. Dabei bedienen sie sich eines
uralten Tricks: Es werden alle möglichen positiven Eigenschaften
als neoliberale Lehre ausgegeben und erfolgreiche
Wirtschaftspolitiker als Anhänger des Neoliberalismus
vermarktet. Die Neoliberalen geben zum Beispiel vor, sie seien gegen
staatliche Subventionen und gegen Monopole. Aber solche Forderungen
sind hohle Worte und völlig unvereinbar mit dem
Neoliberalismus - denn die Grundidee des Neoliberalismus, der
zollfreie Welthandel, zielt genau in die entgegengesetzte
Richtung.
Der Staat muss wegen des Fehlens von Zollgrenzen den Konzernen
Subventionen gewähren, um sie nicht zu verlieren. Und der
Neoliberalismus fördert auch die Monopolisierung, wie die
letzten Jahrzehnte eindrucksvoll beweisen. Fast
alles, was der neoliberalen Heilslehre an Positivem angedichtet wird,
ist absoluter Stuss - weil er sich mit der Grundlehre und den Folgen
des Freihandels nicht verträgt. Es macht deshalb wenig Sinn,
sich mit einem Neoliberalen auf eine Diskussion einzulassen. Der
Neoliberalismus ist in der oberflächlichen Theorie
genauso gut wie der
Kommunismus -
bloß die Realität sieht dann leider ganz anders
aus.
Aus dem neoliberalen Märchenbuch:
Welthandel: Neoliberale befürworten die Globalisierung und setzen auf den Freihandel. Sie behaupten, dies fördere den weltweiten Wohlstand. Ich sehe das anders.
Freihandelszonen: Neoliberale befürworten Freihandelszonen und die Abschaffung der Grenzen der Nationalstaaten. Meine Meinung dazu.
Marktwirtschaft: Nach neoliberaler Auffassung sollen die Preise für Waren und Dienstleistungen sich allein über Angebot und Nachfrage regulieren. Mein Kommentar.
Steuerpolitik: Die Neoliberalen fordern niedrige Steuern und ein einfaches Steuerrecht. Was sagt uns das?
Renten: Die Neoliberalen kritisieren den Renten-Generationsvertrag und fordern eine private kapitalgestützte Vorsorge. Bringt das wirklich Vorteile?
Tarifrecht: Die Neoliberalen sind gegen Flächentarifverträge und fordern betriebliche Vereinbarungen. Kann das funktionieren?
Fachkräftemangel: Gibt es ihn wirklich? Und wenn ja, warum? Das sollten Sie darüber wissen!
Etikettenschwindel: Taugt Ludwig Erhard als Aushängeschild der Neoliberalen? Mein Kommentar.
Überrumpelung
statt repräsentative Demokratie?
Die wirklich
systemrelevanten Entscheidungen (Abschaffung der DM, schleichende
Umwandlung Deutschlands zum Vielvölkerstaat, seit 10 Jahren
manipulierte Nullzinspolitik, EU-Schulden-Transferunion, Verzicht auf
funktionsfähige Staatsgrenzen usw.) wurden ohne
Wählerauftrag getroffen! Eine allmähliche Akzeptanz des
von oben verordneten Wandels entwickelte sich erst im
Nachhinein über eine permanente Propaganda (Umerziehung).
Was hat eine solche Praxis, ein solches Vorgehen noch mit einer
repräsentativen Demokratie gemein? Wie machtlos ist der einzelne
Bürger, wenn selbst Wahlen zur Farce werden?
Eine herzliche Bitte: Sollte Ihnen dieser Artikel (www.neo-liberalismus.de/neo-neoliberalismus.html) gefallen haben, empfehlen Sie ihn bitte weiter. Denn nur die allgemeine Aufklärung der Bevölkerung ebnet den Weg für notwendige Veränderungen.Es dankt Ihnen Manfred J. Müller
Lesenswert!
Hintergrund
& Analyse
(alles
überparteilich, ohne Staatspropaganda, werbe- und
gebührenfrei)
Das
Märchen von der internationalen
Arbeitsteilung
Corona
und die Folgen: Ist der Kapitalismus
reformierbar?
Globalisierung:
Die Ignoranz der Fakten
Fridays
for Future? Ist der Klimawandel Folge der
Globalisierung?
Grundsätzliches:
Die
Nachteile der Globalisierung
Ursachen
und Folgen der Weltwirtschaftskrisen
Weiterführende
Abhandlungen dazu finden Sie in meinen Büchern.
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Impressum
© Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser
Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher).
Manfred J. Müller analysiert seit 40 Jahren weltwirtschaftliche Abläufe. Er gilt als wegweisender Vordenker. So forderte er zum Beispiel schon vor 20 Jahren eine Art Lieferkettengesetz, das Hersteller und Händler verpflichtet, nur fair entlohnte und produzierte Waren nach Deutschland einzuführen (wurde endlich im Mai 2021 Gesetz). Außerdem empfahl er schon ewig eine Mindestgewinnsteuer für Großunternehmen auf im Inland angefallene Umsätze (Joe Bidens Vorschlag von einer globalen Mindestertragssteuer im Frühjahr 2021 zielt zwar endlich in die gleiche Richtung, ist aber viel zu lahm und wird sich international kaum umsetzen lassen). Seit drei Jahrzehnten kämpft Manfred J. Müller auch für seine Idee einer Lohnkostenreform (schrittweiser Abbau der Sozialversicherungsbeiträge bei einer Gegenfinanzierung über Mehrwertsteuern und Zölle).
Bilden
verklärende Statistiken die Basis für fatale
Irrlehren und Vorurteile? Ich
möchte das unbedingt bejahen! Mit geschickt
manipulierten Statistiken und Zahlenspielen lässt sich
nahezu alles "beweisen" und rechtfertigen. Hierzu nur einmal
fünf Beispiele:
Alles
wurde schlechter...
Seit
1980 sinken in Deutschland die inflationsbereinigten
Nettolöhne und Renten.
Die
Tricks bei der Berechnung der
Arbeitslosenzahlen
"Wir
haben nur noch eine Arbeitslosenquote von 5,4
%!"
"Auch
in diesem Jahr gibt's ein Wirtschaftswachstum von 2,8
%!"
Der
"geniale" Trick: 2002 erfolgte die Einführung der
hedonischen Inflationsberechnung
"Die
Zinsen sind so niedrig, weil zu viel gespart
wird!"
Der
Erfolg misst sich an der Handelsbilanz - jährlich 200
bis 300 Milliarden Euro Überschuss!"
Trügerischer
Wirtschaftsboom:
Wann
zerfällt das Kartenhaus aus Billiggeldschwemme,
Nullzinspolitik und Währungsdumping? Bereits
diese acht hier aufgeführten Beispiele zeigen, wie
manipulativ die politische Meinungsbildung sein kann.
Mit verheerenden Folgen! Der schleichende Niedergang
Deutschlands (und der westlichen Welt) ist kein
Betriebsunfall, sondern das Ergebnis herangezüchteter
radikaler Ideologien und Denkverbote. Als Beispiel nenne ich
hier nur die Umwandlung der Marktwirtschaft in einen
globalen Kasinokapitalismus, die Einseitigkeit der
Menschenrechte, die offenbar nur die alten
Industrienationen und reichen Sozialstaaten in die Pflicht
nehmen und die Euro-Einheitswährung mit ihrer
enteignenden Nullzinspolitik für einen völlig
inhomogenen Wirtschaftsraum. Die
vom Establishment so gefürchteten Bücher von
Manfred Julius Müller